Dienstag, 13. Mai 2014

Eisessen – Die Tütentechnik



Es ist wünschenswert, dass man - gesetzt den Fall man ist schon älter als fünf Jahre alt - das Eisessen beherrscht, dh dass man z.B. ein Tüteneis mit bis zu drei Eiskugeln ohne Löffel problemlos essen kann. Natürlich kann´s immer mal passieren, dass man sich ankleckst, v.a. wenn man gerade eine helle Hose trägt. Murphys Gesetz* gilt ja auch beim Eisessen. Aber grundsätzlich sollte man es schaffen sein Eis so zu essen, dass es weder die Tüte runter noch die Hand entlang läuft.

Ich hatte mal vor vielen Jahren eine Verabredung mit einem französischen Adonis, der aber nicht Eisessen konnte. Er saß da und redete und redete….und ließ das Eis ungehindert seine gesamte (ja! gesamte!) Hand hinunter rinnen. Vielleicht wollte er mir damit beweisen, dass er cool ist und über den Dingen steht, hart wie Granit ist oder was weiß ich. Abgesehen davon, dass es höchst unsexy war, dachte ich mir nur, dass jemand, der mit Eisessen überfordert ist, wahrscheinlich auch schnell mal im Leben überfordert ist. Folgedate gab es keines.
Sein technischer Fehler war, das Eis einfach von oben nach unten zu essen. So liegen nur die Kugeln auf der Tüte, das bedeutet gar nix, denn die physikalischen Gesetze der Erwärmung** wirken auf das gesamte Eis - oben, mitten und unten - dh man muss es also gleichmäßig von allen Seite her essen.

Also wie gelingt das zivilisiert? Man muss das Eis zuallererst thermisch stabilisieren, dh man schleckt zuerst dort, wo Eis und Tüte direkt aufeinander treffen, also unten.  Dann seitlich, bis eine glatte und kompakte Oberfläche entstanden ist, ohne dass sich die Sorten zu sehr vermischen. Und wenn man alle Außenflächen stabilisiert hat,  kann man mit der Sorte beginnen, mit der man beginnen will…. im besten Fall ist das diejenige, die zu oberst auf der Tüte liegt. Je nachdem wie hoch die Außentemperatur ist und wie die gut die Kerntemperatur des Eises ist, muss man hin und wieder Stabilisierungsschlecker einbauen. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür.

Also, liebe Eisfreundinnen und Freunde, ran an die Tüte!
Eure Afficionada Eis

PS.: Das wunderschöne Pudelbild ist von der Wiener Sprayerlegende KatBato

Anmerkungen:

* Murphys Law (Langfassung): „Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonstwie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“

** Wärmelehre: Die innere Energie eines Körpers enthält die Summe der kinetischen Energien und der potentiellen Energien aller seiner Teilchen, sie ist eine Speichergröße. Sie kann durch Zufuhr mechanischer Arbeit oder durch Zufuhr von Wärme geändert werden. Ändert sich die innere Energie eines Körpers, so kann sich seine Temperatur oder sein Aggregatszustand ändern. Erwärmung homogener Körper: Dies geschieht bei konstanter Einwirkung einer Wärmequelle auf den gesamten Körper gleichmäßig.

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